Boote und Besatzung:
- „Rivo“: Helmar Hasenöhrl (Steuermann), Janette Rostova, Krista Zinnhobler, Milan Ilic, Gerlinde Weber (Schlagfrau)
- „Truna“: Pauline Thanhofer (Steuerfrau), Suzana Ilic, Markus Nichtawitz, Michael Staber, Elke Staber (Schlagfrau)
Da wir die ursprünglich für Mitte Mai angesetzte Wanderfahrt zum Stausee Lipno – landläufig auch als Moldaustausee bezeichnet – aufgrund von Problemen mit dem Anhänger nicht antreten konnten, freuten wir uns schon alle auf den Ersatztermin im Oktober. Nachdem das Abriggern und Verladen der beiden 5er-Boote rasch erledigt war, traten wir die knapp zweistündige Fahrt zum Stausee Lipno an. Unserem Fahrer Kurt sei an dieser Stelle herzlich gedankt – er meisterte die teils kurvige Strecke durch das Mühlviertel wie immer souverän. Gegen 16 Uhr erreichten wir den kleinen Ort Dolní Vltavice am Nordufer des Moldaustausees, wo wir unser Quartier mit direktem Seezugang bezogen. Die Boote wurden für den nächsten Tag noch fertig aufgeriggert und von einem Wintergarten aus genossen wir bei einem Erfrischungsgetränk die faszinierende Stimmung der immer tiefer stehenden Abendsonne.
Am nächsten Morgen ging es nach einem ausgiebigen Frühstück endlich an die Boote, wobei wir uns ausgehend von Dolní Vltavice den westlichen Teil des Stausees vorgenommen hatten. Mit Ausnahme von einigen Fischerbooten ging es am Wasser ausgesprochen ruhig zu und wir erfreuten uns an der Weite des Sees umgeben von den dicht bewaldeten Hügeln des Böhmerwaldes. Nach etwa 9 km passierten wir die Ortschaft Horní Planá (Geburtsort von Adalbert Stifter) und weitere 7 km später erreichten wir den westlichsten Punkt des Moldaustausees in Nová Pec. Weiter stromaufwärts hat die Moldau einen stark mäanderförmigen Verlauf, was sich eher zum Paddeln denn zum Rudern eignet.
An einer zum Ausstieg ideal geeigneten Schotterbank legten wir mit unseren zwei 5er-Booten an und nutzten die Pause zur Stärkung für den Rückweg, welcher sich deutlich anstrengender gestalten sollte als gedacht. Während es auf der ersten Streckenhälfte der Rückfahrt noch recht zügig voranging, frischte der Wind in der Folge immer stärker auf. Aufgrund der für den Wind ungestörten Angriffsfläche des Stausees wurde es nun stetig ruppiger und welliger. Schnell war uns allen bewusst, dass die restliche Strecke eine zähe Angelegenheit werden würde. Einige von uns fühlten sich an die Vogalonga zurückerinnert, wo es in der Lagune von Venedig ähnlich schwierigen Verhältnissen zu trotzen galt. In solchen Situationen ist es wichtig die Ruhe im Boot zu bewahren und nicht zuletzt dank einiger Konzentrationspausen auf die gewählte Technik „Halbe-halbe“ bewältigten wir auch diese Überfahrt.
Zurück in Dolní Vltavice stand nach der Anstrengung erst mal eine Erholungsphase am Programm, bevor wir uns dann zur Besichtigung der nur etwa 25 km entfernten Stadt Český Krumlov (Krumau) aufmachten. Janette führte uns zuerst zu einem tollen Aussichtspunkt, von welchem man das gesamte Stadtzentrum mit der sich hindurchschlängelnden Moldau überblicken konnte. Während des Rundgangs stärkten wir uns mit dem traditionellen Süßgebäck „Trdelník“ und beim dritten Versuch bekamen wir schließlich auch noch einen Tisch in einem urig eingerichteten Lokal, wo wir uns an der traditionellen böhmischen Küche erfreuten und uns ein gutmundendes Budweiser-Bier genehmigten.
Am Sonntagmorgen war der Stausee Lipno in dichten Nebel eingehüllt, aber bereits kurz nach dem Ablegen konnten wir die ersten Kilometer bei strahlendem Sonnenschein genießen. Bunt eingefärbte Bäume säumten das Ufer zu beiden Seiten und die beiden Boote liefen bei dieser genialen Stimmung geschmeidig dahin. Nach etwa 8 km passierten wir den Ort Frymburk nad Vltavou und ein kleines Stück weiter erspähten wir eine Jungfrauenstatue, welche es optisch locker mit der weltberühmten Meerjungfrau in Kopenhagen aufnehmen kann. Nach 12 km kam plötzlich ein starker Ostwind auf und nach einer Biegung in Richtung Osten entschieden wir uns auch aufgrund der noch frisch im Gedächtnis sitzenden Erfahrung vom Vortag auf die letzten Kilometer zum Ende des Moldaustausees zu verzichten.
Wir traten also den Rückweg an und die zunehmende Anzahl an Segelbooten bestärkte uns in der Richtigkeit unserer Entscheidung. Generell ist der Moldaustausee ein tolles Ruderrevier, wobei eine gewisse Windanfälligkeit angesichts des teils bis zu 5 km breiten Sees verbunden mit der Weite der umgebenden Landschaft einfach unvermeidbar ist. Ein kurzer Stopp nahe Frymburk wurde zur Auflockerung der Muskulatur gut genutzt und auch die abschließende Überfahrt zurück zur sandigen Anlegebucht beim Quartier stellte keine große Hürde dar. Insgesamt legten wir an den beiden Tagen eine Strecke von 58 km zurück (34 km am Samstag, 24 km am Sonntag), womit wir nun auch diesen Abschnitt der Moldau in unser Logbuch eintragen können. Während der Rückfahrt deckten wir uns in Vyšší Brod noch mit Keksen, Rouladen und Torten ein, welche zurück in Wels sogleich verputzt wurden.
Eine gelungene Wanderfahrt ging somit zu Ende, bei der wie immer auch der Spaß und die Geselligkeit nicht zu kurz kamen. Im Nachhinein betrachtet bescherte uns die ungewollte Verschiebung vom Mai in den Oktober einige goldene Herbsttage mit unvergleichlich schönen Eindrücken vom Stausee Lipno.